Um 1460 wurde in Schierau am heutigen Standort eine Kirche errichtet, die später einen Turm mit drei Renaissancegiebeln und einer vierseitigen Laterne mit Zwiebelspitze erhielt. Die Turmostwand besteht noch heute aus Fachwerk. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche geplündert und zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1668, wie es noch heute über dem Südeingang zu lesen steht.
In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war das Kirchendach dann so baufällig geworden, das es einstürzte. Manches blieb für immer verloren, vieles von der barocken Innenausstattung konnte jedoch gerettet werden, wie die vier Brüstungsgemälde von der Altarempore mit Szenen aus dem Leben Jesu und die acht Passionsszenen von der Orgelempore. Sie wurden restauriert und hängen heute im Landeskirchenamt in Dessau. In den Altar waren drei spätgotische Holzskulpturen eingearbeitet, von denen der »Heilige Andreas« heute wieder im Kirchturm beheimatet ist.
Erhalten sind ebenso: eine Glocke aus dem 15. Jahrhundert, vier wertvolle Grabplatten aus Sandstein mit figürlichen Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert und der neogotische Taufstein aus dem späten 19. Jahrhundert.
Erst 2002 wurde die Ruine gesichert und der Turm, in dessen Erdgeschoss wieder kleine Gottesdienste stattfinden können, restauriert. Manchem alten Schierauer standen die Tränen in den Augen, als nach über 30 Jahren zum ersten mal wieder ein Krippenspiel in Schierau stattfinden konnte. Im ersten und zweiten Stock des Turms befindet sich heute eine kleine Heimatstube. Das Ensemble von Turm und Ruine ist wunderschön in den Muldeauen gelegen und bietet sich als Ziel für Wanderungen und Radtouren an.